Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2017; 52(01): 45-54
DOI: 10.1055/s-0042-106074
Topthema
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Intraoperative Hypotonie: Therapie

Treatment of acute arterial hypotension
Leopold H. J. Eberhart
,
Berthold Bein
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Publication Date:
11 January 2017 (online)

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Zusammenfassung

Eine intraoperative Hypotonie ist ein bedeutsamer Notfall und muss möglichst schnell behoben werden. Dazu werden nicht pharmakologische Interventionen, in erster Linie aber Sympathomimetika empfohlen. Der Artikel stellt beide Verfahren vor und geht neben der klinischen Datenlage auch besonders auf die Wirkmechanismen der in Deutschland gebräuchlichen Präparate ein.

Abstract

As an acute arterial hypotension may causally contribute to increased morbidity and mortality after surgery, blood pressure must be restored as soon as possible. Non-pharmacological interventions, and, even more important, sympathomimetics are recommended for treatment. Since all available drugs are "old substances", special attention will be paid to the proposed antihypotensive mechanisms of these drugs in addition to clinical data.

Kernaussagen
  • Eine akute arterielle Hypotonie hat negative Effekte auf das Patientenoutcome und muss sofort und effizient therapiert werden.

  • Die Hypotonie muss kausal therapiert werden. Volumenmangelzustände werden gemäß der deutschen S3-Leitlinie ausgeglichen.

  • Die primäre Behandlung einer anästhesieinduzierten Hypotonie durch Flüssigkeitsgabe oder Autotransfusion ist meist wirkungslos und speziellen klinischen Indikationen vorbehalten.

  • Präparate aus der Gruppe der Sympathikomimetika entfalten ihre antihypotensiven Effekte durch Erhöhung des Gefäßwiderstands, Verbesserung des venösen Rückstroms durch Tonisierung des Venensystems und durch Steigerung der Inotropie.

  • Bei der Auswahl der antihypotonen Medikamente müssen die unterschiedlichen Effekte der Präparaten auf die o. g. Stellgrößen zur Regelung des arteriellen Blutdrucks beachtet werden.

  • Akrinor ist ein 20 : 1 Gemisch auf Cafedrin und Theodreanlin. Letztere Substanz erhöht v. a. die Nachlast, Cafedrin steigert durch Verbesserung der Inotropie das HZV.

  • Ephedrin ist ein indirektes Sympathomimetikum und daher im Wirkeintritt etwas langsamer und abhängig vom Ausgangssympathikotonus. Bei Sectio wird es aufgrund der Induktion fetaler Azidosen zunehmend von anderen Präparaten verdrängt.

  • Phenylephrin ist ein reiner Vasopressor ohne gleichzeitig inotropiesteigernden Effekt. Der Blutdruckanstieg wird mit einer Abnahme des HZV erkauft. Dennoch erscheint die neonatale Stoffwechsellage beim Sectio-Einsatz in Spinalanästhesie im Vergleich zu Ephedrin günstiger.

  • Bei Noradrenalin steht die α-agonistische Wirkung auf die periphere Gefäßmuskulatur und damit der induzierten Anstieg der Nachlast im Vordergrund. Nicht alle Präparate sind für die Therapie der intraoperativen Hypotonie zugelassen.